?> Die alte weisse Frau und die Gastronomie – Die alte weisse Frau
4. März 2025

Die alte weisse Frau und die Gastronomie

Der Gastronomie geht es ja dem Vernehmen nach ganz schlecht. Und nach mancherlei merkwürdiger Erfahrung möchte man sagen: Das ist kein Wunder. Neulich ging ich schick essen und diese Bezeichnung ist, wie ich persönlich finde, bei einem Preis von mehr als hundert Euro pro Nase angebracht. Man wurde penetrant geduzt, penetrantes zurück Siezen blieb folgenlos. Man wurde gefragt, ob man zum feierlichen Anstoßen mit einem Sekt wirklich ein Sektglas verlange, wo doch der Kellner selbst denselben sehr gerne aus einem Weinglas trinke. Danach sollte man den Rotwein aus demselben Glas trinken, aber netterweise bekamen wir dann doch auf Anfrage ein frisches Glas. In einem sogenannten „Weinbistro“ wohlgemerkt. Dann folgte das mit großem geheimnistuerischen Palaver angekündigte „Überraschungsmenü“. Die Überraschung bestand darin, dass zwei der vier Gänge exakt so sowieso auf der Karte standen. Ein Mensch fragte explizit vor dem Bestellen, ob das Menü Obst enthalte, was verneint wurde – die Rede war höchstens von einem Spritzer Zitrone – und zum Nachtisch gab es zu unserem großen Erstaunen Schokomousse auf einem Bitterorangenkompott. Auf die Idee, für den mäkeligen Gast dieselbe einfach auf einem leeren Teller zu servieren und das Kompott wegzulassen, kam man nicht. Um frisches Besteck musste auch verhandelt werden, vorgesehen war es nicht. Nach dem Essen wurde man befragt, wie es gemundet habe. Ich fand eine winzige La Ratte Kartoffel als Beilage zur aparten Sauce etwas karg und wurde mit der Auskunft beschieden: „Ja hättest du doch was gesagt! Dann hätte ich dir doch…“ . Nicht etwa noch eine zweite Kartoffel gebracht! Nein, Brot zum Dippen der Sauce. Toll. Wenn ich so nachsinne…das Trinkgeld war viel zu üppig. Und ich selbst wieder einmal nicht schlagfertig genug.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert