Manchmal ist der Mensch, auch der alternde, ja doch ein vernunftbegabtes Wesen und hat die unzweifelsfrei richtige Erkenntnis, dass ein gelegentlicher Check Up beim Hausarzt auf keinen Fall schadet. Mancher war bis dato kerngesund und hat gar keinen solchen. Man geht also zunächst auf die Suche nach einer möglichst nahegelegenen vertrauenerweckenden Praxis, die einen in ihre Obhut nehmen möchte. Und dann betritt man federnden Schrittes die Räumlichkeiten im festen Glauben, man sei topfit und wankt als Patient niedergeschmettert wieder hinaus: der Blutdruck ist katastrophal, die Zuckerwerte bedenklich, das „schlechte“ Cholesterin zu hoch, die Halsschlagadern verengt, die Schilddrüse macht auch nicht, was sie soll und da ist man bei wirklich richtig schlimmen Diagnosen noch nicht einmal dabei. Als Frau hat man sich quasi erst gestern (von mir aus auch vorgestern) erleichtert vom täglichen Schlucken der Pille verabschiedet, da geht der Mist von vorne los. Morgens oder abends, vor, während oder nach der Mahlzeit, ganz und gar nüchtern, nicht zusammen…was es nicht alles zu beachten gilt. Im Stillen hofft man, dass die Schilddrüsentabletten wenigstens den hartnäckigen, allen Bemühungen widerstehenden zwei Kilo zuviel den Garaus machen. Vor dem Urlaubsantritt zählt man die verschiedenen Blister durch und verteilt möglichst sinnig auf verschiedene Gepäckstücke, schreitet zur Anschaffung eines Medikamentendispensers und fühlt sich uralt. Wo man früher noch eine üppig gefüllte Schminktasche positionierte, quetscht man nun ein Blutdruckmessgerät in den Koffer. Aber wenn man sich so im Freundeskreis umschaut, dann hat man wahrhaftig noch Glück.