?> Die alte weisse Frau unternimmt etwas Schönes – Die alte weisse Frau
24. Juni 2025

Die alte weisse Frau unternimmt etwas Schönes

Man kann ja, wenn man sich vom heimischen Sofa aufrafft, herrliche Dinge unternehmen. Man kann Ausflüge in die Natur machen, wandern, Rad fahren, Boot fahren oder schwimmen gehen, manchmal ergibt sich letzteres sogar beim Boot fahren ganz von selbst. Man kann in Kultur machen, Museen und Ausstellungen besuchen, ins Theater, in die Oper oder ins Kino gehen. Man kann aber auch einfach schön durch die große Stadt bummeln. Dies allerdings auf gar keinen Fall an einem sonnigen Samstagnachmittag im Mai in der Düsseldorfer Altstadt. Auf fünfzig Meter Fußweg kommen hier ungefähr zehn Junggesellen- oder Junggesellinnenabschiede, einer furchtbarer als der andere. Was bewegt eine Schar Menschen bloß dazu, sich in geschmacklose Motto T-Shirts zu zwängen und im Pulk angetrunken durch die Stadt zu ziehen? Womöglich mit Braut oder Bräutigam mit einem Bauchladen vorweg? Ist das lustig? Oder originell? Spätestens beim dritten leicht schwankenden Bauchladenträger kommen dem geneigten Beobachter Zweifel. Schauen die rotgesichtigen jungen Männer in ihren viel zu engen Fußballtrikots mit unübersehbaren dicken Bierbäuchen mal in den Spiegel? Oder die dick geschminkten weiblichen Pendants in ihren zu knappen Outfits in der Grundfarbe „noch pinker geht’s nicht“, gerne auch noch mit Glitzer allüberall? Als Passant kann man darüber sinnieren, was schlimmer ist: grölende Männerhorden oder kreischende Frauenverbände. Der komplette Niederrhein, das ganze Sauerland und der Ruhrpott scheinen sich an solchen Tagen in Düsseldorf zu treffen, um die Sau raus zu lassen. Und wenn sie nicht dort sind, dann sind sie in Köln. Und so hat man als Beobachter vollstes Verständnis für die Schilder mancher Gastronomen: „Hier kein Zutritt für Junggesellenabschiede“. Hätte ich als Wirt auch keine Lust drauf.

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