So, das wäre dann wieder einmal erledigt. Das letzte Türchen vom Adventskalender ist offen, die vierundzwanzigste Praline entnommen und Weihnachten kann losgehen. Während ich die Papphülle des Adventskalenders zusammen knülle, erinnere ich mich an die Kalender meiner Kindheit. Damals war der Wechsel vom Bilderkalender zu einem solchen mit billiger Schokolade gefüllten geradezu ein Quantensprung. Niemals wäre meine Mutter auf die Idee gekommen, etwa zu basteln (da sei Gott vor!) und 24 liebevoll ausgesuchte Kleinigkeiten hübsch zu verpacken, um uns Kindern eine Freude zu machen. Im Leben nicht! Wie anders heute. Eltern, die ihren Sprösslingen keinen sorgsam selbst befüllten Adventskalender präsentieren, sind fast ein Fall fürs Jugendamt. Kleine Spielzeuge wechseln sich mit sorgfältig kuratierten Süßigkeiten ab, manchmal wird ein größeres Spielzeug zum Zusammenbauen gekonnt dergestalt aufgeteilt, dass 24 Tage lang täglich gebaut werden kann und Scharen von Müttern sind fest davon überzeugt, dass auch die auswärts studierende Tochter immer noch dringend einen von Mutti gestalteten Adventskalender benötigt. Gleichzeitig überlegt besagte Tochter vielleicht gerade, wie sie der sorgenden Mutti schonend beibringen könnte, dass sie über die Feiertage nicht nach Hause kommen möchte. Es ist auch in Sachen Adventskalender eben genau wie bei allen anderen Dingen: Man kann es auch übertreiben.