Eine stark von der Ausrottung bedrohte Spezies ist ja die des tüchtigen Verkäufers. Scheinbar wird er in Zeiten von Einkaufsmöglichkeiten im Netz nicht mehr benötigt oder aber die verbleibenden Exemplare leiden, wie sämtliche Berufsgruppen in diesem unserem Lande, an massiver Überlastung oder ausgeprägter Unlust. Wohin sind sie entschwunden, die Zeiten beispielsweise der fähigen Herrenausstatter? Man betrat das Geschäft mit dem Plane, einen Tweedanzug zu erwerben, der tüchtige Verkäufer musterte den potentiellen Käufer von oben bis unten, schritt vondannen und kehrte nach kurzer Zeit zurück mit fünf Anzügen. Zwei in Größe 48 – weil der Hersteller eher großzügig schneidert – zwei in Größe 50 und einem in Größe 52 – weil der Hersteller eher knapp schneidert. Selbstverständlich passten alle fünf Anzüge perfekt und der Käufer musste je nach Geschmack und finanziellem Potential nur noch „Den da.“ sagen und bezahlen. Natürlich, es war nicht alles gut, nutzte so mancher tüchtige Verkäufer seine Fähigkeiten auch zum Schaden des Kunden aus. Ich erinnere mich genau an den Erwerb eines Videorecorders, den uns ein wirklich begnadeter Mensch angedreht hat. Das „Modell der Spitzenklasse“ entpuppte sich rasch als Rohrkrepierer, woraufhin der Terminus „ein Gerät der Spitzenklasse“ seither im familiären Sprachduktus als Synonym für überteuerten Elektroschrott firmiert. Wo man übrigens auch heute noch dem Typus der tüchtigen Verkäuferin begegnen kann, ist in italienischen Damenboutiquen. Gewillt, sich als Urlaubssouvenir ein hübsches Blüschen zuzulegen, findet man sich in nullkommanichts in einem kompletten Outfit wieder, inklusive Tuch um den Hals und flotten Schuhen, bekommt noch ein kleine Lederjacke lässig über die Schulter geworfen und kann nur noch entkräftet die Kreditkarte zücken. Probieren Sie es aus. Wird aber teuer.

Nächsten Mittwoch mehr.