Schuhe! Auch so eine Sache! Früher der grundsolide Lederschuh, der – zuweilen mit großer Hingabe – gehegt und gepflegt wurde. Heute weiß jeder zweite Teenie wahrscheinlich gar nicht, dass so etwas wie Schuhcreme überhaupt existiert. In den wenigen noch vorhandenen Schuhgeschäften findet sich das schweineteure Topmodell eines sich selbst begnadet findenden Designers oder der spottbillige Plastiktreter, dazwischen häufig gähnende Leere, und dazu selbstverständlich der ubiquitäre Sneaker. Zum Anzug, zur Jeans, gelegentlich sogar zu Sportbekleidung, zum Sommerkleid, Faltenrock oder was auch immer man sich überwirft oder wohin auch immer man sich aufzumachen gedenkt: Der Sneaker geht offensichtlich in allen Fällen. Gerne auch in der veganen Ausführung oder von merkwürdigen Rappern, nun ja, angeblich „entworfen“. Bei festlichen Gelegenheiten durchaus sauber, ansonsten: muss nicht sein. Hohe Absätze sehe ich nur noch, vor Neid erblassend, in amerikanischen Filmen, in denen die Protagonistinnen ebenso souverän wie unglaubwürdig durch die Gegend stöckeln. Ich meine, im wirklichen Leben, jetzt mal Spaß beiseite, wer kommt auf die Idee, in High Heels auf Reisen zu gehen? Oder kilometerweit durch die Stadt zu spazieren? Die Befähigung dazu ist doch wirklich nur wenigen wundersamen Exemplaren der Gattung Frau gegeben, wahrscheinlich ungerechterweise den gleichen, die eine blütenweiße Bluse den ganzen Tag ohne irgendwelche Verschleißerscheinungen zu tragen vermögen. Ich war nicht in der Auswahl. Daher stehen meine hohen Schuhe auch weitestgehend im Schuhschrank herum und warten auf bessere Zeiten, die mit großer Wahrscheinlichkeit nicht kommen werden. Und unter uns: Wo die älteren Damen früher wegen ihrer schlapp machenden Füße bei beigebraunen Gesundheitstretern landeten, da trägt die junggebliebene von heute weiße Sneaker zum grauen Haar. Das ist doch so gesehen ein Fortschritt.