Was mir mit zunehmendem Alter auch immer schwerer fällt – neben dem Öffnen von Gurkengläsern, Rumpfbeugen und einem akkuraten Lidstrich – ist die kritiklose Bewunderung irgendwelcher Menschen, insbesonderer solcher, die mir persönlich völlig unbekannt sind und deren vorgebliche Verdienste oder Fähigkeiten von sozialen und anderen Medien kolportiert werden. Atemloses Staunen ob irgendwelcher Fähigkeiten kann ich nur noch selten aufbringen in einer Welt, in der Malereien von Dreijährigen als Kunstwerke gehandelt werden und ein Mensch wie Elon es nicht nur zu sagenhaftem Reichtum, sondern auch noch zu politischer Macht bringen kann. Wo Menschen als Innovatoren und großartige Unternehmerpersönlichkeiten gefeiert werden, die einmal im Leben eine gute Idee für eine App hatten. Wo die Fähigkeit, geradeaus und um die Kurve, womöglich mit dem Außenrist, vor einen Ball zu treten, dazu führt, daß man ein Leben lang finanziell ausgesorgt hat. Und die dazu gehörige Spielerfrau darüber hinaus, auf der Prominenz ihres Gatten fußend, ein erfolgreiches Business aufbauen kann, welches meist auf „Hallo ihr Lieben“, gefolgt von irgendwelchem Quatsch, beruht. Wo Menschen scharenweise mit leuchtenden Augen zu einem selbst ernannten Coach pilgern, um ihm freudig ihr sauer verdientes Geld in den gierigen Rachen zu werfen. Ganz ehrlich und vollinhaltlich bewundert habe ich zuletzt eine junge Frau mit Migrationshintergrund (so sagt man doch heutzutage, nicht wahr?), die in unserem kleinen Dorfschwimmbad versucht, das Schwimmen zu erlernen. Geduldig, unverdrossen, mutig und mit großem körperlichen Einsatz folgt sie aufmerksam den deutschen, englischen und pantomimischen Anweisungen der Schwimmtrainerin, plagt sich mit Schwimmbrett und Poolnudel herum, lässt sich Luftpolster um die Hüfte binden und gibt nicht auf, obwohl ihre Fortschritte, soweit ich das beurteilen kann, eher überschaubar sind. Da ist Bewunderung am Platze!