Mit gesunder Ernährung wird man rank, schlank und noch dazu uralt. Ganz prima, das. Bleibt die Frage, wie man sich denn wohl ganz und gar gesund ernährt. Und da gehen ja nun die Meinungen weit auseinander. Eine Zeitlang, in den Achtzigerjahren, war „Becel“ bei besorgniserregend hohem Cholesterinspiegel das Maß aller Dinge, jetzt ist es Olivenöl. Eine Zeitlang musste man zwingend drei Hauptmahlzeiten und zwei kleine Zwischenmahlzeiten zu sich nehmen, damit der Zuckerspiegel im Blut nicht so absackt, jetzt sollen zwischen den Mahlzeiten idealerweise mindestens sechs Stunden liegen, damit der Blutzuckerspiegel ordentlich absackt. Für manchen ist fleischlos der Weg zum Wohlbefinden, andere fürchten um ihren Eisenspiegel. Rohes Gemüse ist fabelhaft, aber schwer verdaulich. Smoothies sind super, aber auch Quatsch, denn selber kauen ist doch besser. Vollkornbrot ist großartig, Weizen jedoch zur Zeit schwer in Verruf, denn: Gluten! Man möchte fast meinen, Gluten ist die neue Laktose. Milch übrigens ist ein wertvolles Nahrungsmittel, aber neuerdings für Erwachsene nicht mehr geeignet. Der Weg zur gesunden Ernährung wird in der Kindheit, ach was, in der Schwangerschaft geebnet, danach ist quasi sowieso alles zu spät. Insofern stehe ich mit meiner Prinzenrolle, Chips und Nutella Jugend sowieso schon auf vollkommen verlorenem Posten. Industrielle Fertigprodukte sind des Teufels, es sei denn, es handelt sich um vegane Leberwurst, dann ist die geballte Chemikaliendichte auf einmal wurscht. Linsensuppe ist spießig, aber Hülsenfrüchte sind das neue Superfood. Avocados sind fabelhafte Alleskönner, aber zu fettig und schlecht für die Umwelt. Kohlehydrate sind zu meiden, Fett ist zu meiden, zu viel Eiweiß schadet den Nieren. Alkohol ist furchtbar, aber ein Gläschen Rotwein…Und erst Alkohol für Kinder! Geht ja nun wirklich gar nicht! Umso größer mein Erstaunen, als ich bei einem Besuch in der Champagne auf die vehement vertretene These traf, daß man Kindern schon im Kleinkindalter zwingend kleine Mengen Champagner einflößen muss, um den Geschmack zu schulen. Was soll ich sagen: Mein Sohn ist kein Alkoholiker, trinkt aber gerne Champagner.