Neulich fuhr ich eine längere Strecke mit der Straßenbahn durch Düsseldorf und kam beim Blick durch die verschmierten Scheiben zu folgender Erkenntnis: In Düsseldorf geht offensichtlich kein Mensch zum Friseur. Man geht stattdessen beispielsweise in die „Haarfabrik“, die „Hairlounge“ oder zur „Image hair group“. Oder, wenn doch zum Friseur, dann vielleicht zum Friseur „Lupo-über kurz oder lang“. Oder gleich zum „Starfriseur“. Ob es wahrhaftig Menschen gibt, die lauthals verkünden, sie hätten einen Termin bei „Hair Jordan“ oder „Chaarisma“? Oder in der „Haarpune“? Bei der „Haareszeit“? Wählt man nun „Scharf geschnitten“ oder „Haarscharf“? Oder doch die „Haarkunst“ (Düsseldorf! Kunststadt!)? Die „Kopfsache“ für das intellektuelle Publikum? Die „Haarrevolution“ für die Altachtundsechziger? Oder zeigt man seine Weltläufigkeit, indem man den „J‘adore Cut Friseursalon“ aufsucht, der gleich drei verschiedene Sprachen schon im Titel führt? Ist man mit seinen dünnen Haaren bei „Haarstolz“ gut aufgehoben? Man weiß es nicht. Ich selbst übrigens bin zufriedene Kundin im „Salon Haarhausen“, was ich für ziemlich dämliches Wortspiel hielt, bis sich herausstellte: Die Besitzerin heißt Haarhausen, man glaubt es kaum. Aber da ich auch einen Anästhesisten kenne, der Dr. Sandmann heißt, weiß ich – nichts ist unmöglich.