?> Die alte weisse Frau und die schönen Worte – Die alte weisse Frau
20. September 2023

Die alte weisse Frau und die schönen Worte

Allenthalben galoppiert ja eine selbst ernannte Sprachpolizei durch die Gegend, die uns wohllöblich mitteilt, welche Worte man tunlichst nicht mehr verwenden sollte. Ich möchte jetzt auch mal galoppieren, aber stracks in die entgegengesetzte Richtung und dabei eine Lanze brechen für die vielen schönen Worte, die man nicht mehr verwendet, die es aber so was von verdient hätten. Flugs stöbere ich in meinen Wortenecessaire und finde ebenda beispielsweise: Spitzbube. Das gibt dem Kleinkriminellen doch gleich einen sympathischen, weniger bedrohlichen Touch, auch wenn das Begebnis, ein Einbruch oder dergleichen, natürlich gleich degoutant bleibt. Spornstreichs ist auch sehr schön und nicht so schroff wie sofort. Oder: Wenig erquickt erhebe ich mich vom Kanapee, um meinem vermaledeiten Filius ob seines Rumors die Leviten zu lesen. Im Vestibül droht Ungemach, der Putz fiel vom Plafond. Ach herrje, das ist kein Pappenstiel! Wenn sich da nur nicht meine Neurasthenie wieder Bahn bricht! Nun denn, ich onduliere mir sorgfältig das Haar – zuweilen bin ich darob etwas nachlässig – ordere eine Kraftdroschke und widme mich dem gepflegten Müßiggang und meinem Plaisier. Vielleicht promeniere ich ein wenig durch die Stadt. Wobei sich natürlich auch hier die Frage stellt: Darf mich in diesem Zusammenhang irgendein Schwerenöter als holdselig titulieren? Muss ich mich inkommodiert fühlen? Oder treibt er etwa tadelnswerterweise Schindluder mit mir alter Schabracke? Potzblitz, so ein vermaledeiter Nichtsnutz!

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