Viele Menschen fiebern wochenlang dem Moment entgegen, in dem sie endlich, endlich in den Keller hinab, auf den Dachboden hinauf oder in versteckte Gelasse hinein steigen können, um die Weihnachtsdekoration hervorzuholen und in Betrieb zu nehmen. Lichterketten werden entwirrt und um Geländer oder Kränze geschlungen, in Glasbehältnisse gestopft, auf langen Tischen ausgebreitet und was der kreativen Möglichkeiten mehr sind. Kerzen, Kugeln und anderes Gedöns wird auf Tauglichkeit für eine stimmiges Dekorationskonzept überprüft, zuweilen müssen auch Neuanschaffungen getätigt werden, wenn man sich beispielsweise am vor- und womöglich vorvorjährigen Farbkonzept satt gesehen hat. Manch einer entdeckt seine kreative Ader und bastelt glücklich stundenlang vor sich hin. Endlich gibt es beim Discounter wieder Weihnachtssterne in früher unvorstellbaren Farben, die es liebevoll zu pflegen gilt, damit sie wenigstens bis Heiligabend halten. Ein Adventskranz muss gewunden oder für sündhaft teures Geld im Fachhandel erstanden werden. Die Frage Baum oder kein Baum stellt sich in diesen Haushalten erst gar nicht, denn selbstverständlich wird eine Edeltanne herbeigeschleift und liebevoll behangen. Und warum auch nicht? Wem es Freude bereitet. Ich selbst gehöre, was Weihnachtsdekoration angeht, eher zur spartanischen Fraktion. Und so ein nadelnder Baum kommt mir gewiss nicht ins Haus. Aber Weihnachtskarten! Dafür bin ich zu haben. Und so packt das Fest eben doch jeden, auf die eine oder andere Art.