?> Die alte weisse Frau und die Traumberufe – Die alte weisse Frau
7. Januar 2025

Die alte weisse Frau und die Traumberufe

Eine jede Profession hat ja, zumindest auf die Dauer, Lichtblicke und Schattenseiten, wobei natürlich jeglicher Broterwerb, der mit Schichtdienst verbunden ist, schon von vornherein im Hintertreffen ist. Es gibt aber einen Beruf, den ich persönlich, obwohl er zuweilen als Traumberuf gehandelt wird, in weiten Teilen ganz schrecklich finde, nämlich den des Schauspielers. Da muss man zu Castings erst einmal geladen werden, was schon schwierig genug ist. Dann muss man sich dort bestmöglich präsentieren und am Ende geht die angestrebte Rolle doch wieder an Jan Josef Liefers, Anna Loos, Tim Bergmann oder gar an Veronika Ferres.Vielleicht ergattert man einen Werbeauftritt, in dem man als Mann versonnen ein lederbezogenes Lenkrad oder als Frau frisch gewaschene Handtücher streicheln darf. Oder man hat in einer dümmlichen Liebeskomödie zwei dümmliche Sätze. Oder aber man erwischt ein festes Engagement an irgendeinem Stadttheater, wo man, wenn es schlecht läuft, einen überambitionierten Regisseur vor der Nase hat, der meint, er sei Claus Peymann oder Frank Castdorf und sich mit der Inszenierung einer Boulevardkomödie selbst zu verwirklichen gedenkt. Manchmal erschöpft sich das kreative Wirken leider nur darin, dass die armen Darsteller alle nackt sein müssen. Über allem schwebt zudem der allmächtige Intendant, auch er oder sie manchmal besoffen von der eigenen Macht und gleichzeitig total frustriert, denn immer noch handelt es sich bei seinem Reich um Bielefeld und nicht Wien. Zwischen den Engagements verdient der Schauspieler einfach gar nichts, schlägt sich mit der Arbeitslosenversicherung herum oder hält sich mit berufsfremden Aushilfstätigkeiten über Wasser. Und am Ende der Karriere kennt ihn kein Schwein und altersarm ist er auch noch. Dann doch viel lieber Müllwerker in Festanstellung, täglich an der frischen Luft, mit integriertem Krafttraining und Spaß mit den Kollegen. Wenn jetzt noch die wohlverdiente Anerkennung der Öffentlichkeit dazu käme…ein perfekter Job.

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