Bei all der riesigen Freude anlässlich der Geburt eines Enkelkindes mischt sich doch gleich ein wenig Trauer mit dazu. Die armen Eltern! Ab sofort tickt die Uhr, die gnaden- und erbarmungslos in Windeseile die nächsten sechs Jahre herunter zählt und schon ist es so weit. Eine der schlimmsten Prüfungen des Elterndaseins steht an: Die erste Klassenpflegschaftssitzung. Wahr gewordener Alptraum sinnlos vergeudeter Zeit und unnütz investierter Emotionen. Von unfassbarer Langeweile gebeutelt hockt man in Klassenzimmern herum, mit Menschen, die man in Teilen nicht mit der Kneifzange anfassen will und nur der zu kleine Stuhl verhindert, daß man einschläft. Wichtige Dinge werden lebhaft und ausdauernd diskutiert. Die Frage beispielsweise, ob ein Kind, welches ohne sonnenschützende Kopfbedeckung zur Klassenreise antritt, auf Grund der zu erwartenden akuten (Sonnenstich und Gehirnerweichung) und langfristigen (Hautkrebs) Schäden von derselben auszuschließen sei. Es geht nicht etwa vier Wochen nach Australien, sondern drei Tage in den Hunsrück. Im Frühherbst. Ein besonders um die Gesundheit der Kinder besorgter Vater befürchtet den Tod durch Verdursten während der Unterrichtszeit, daher schlägt er vor, die Eltern mögen reihum Wasserkästen zu Verfügung stellen. Im dritten Stock! Man kann es sich genau vorstellen: Nach nur einem Vormittag sind drei Flaschen halb leer und die Deckel sind weg, vier weitere sind angebrochen und eine liegt in der Ecke herum und ergießt ihren Inhalt auf den Boden, wofür sich aber niemand zuständig hält. Tolle Idee! Im ganzen großen Schulgebäude gibt es ja auch nicht einen Wasserhahn, der in der größten Not das Schlimmste verhindern könnte. Und dann wird gewählt! Der verzweifelte Blick auf die Uhr zeigt, daß es bald halb elf ist und wieder einmal versagen einem die Nerven, weil man befürchtet, erst im Morgengrauen nach Hause zu kommen. Wie immer will den Klassenpflegschaftsvorsitz nämlich niemand übernehmen. Und während alle anderen eisern unbeteiligt zur Decke oder aus dem Fenster starren, sieht man sich selbst verzweifelt dabei zu, wie man sich meldet. Schwuppdiwupp ist man gewählt. Und darf dann nächste Woche zur Schulpflegschaftssitzung.
Nächsten Mittwoch mehr.