?> Die alte weisse Frau geht Fliegen – Die alte weisse Frau
7. Juni 2023

Die alte weisse Frau geht Fliegen

Gelegentlich lässt es sich im Leben leider nicht vermeiden, wahrhaft unwirtliche Örtlichkeiten aufzusuchen. Dazu zählen ganz sicher Flughäfen. Gleich an der Tür mutiert man von einer individuellen Person mit Menschenwürde zu einem indifferenten Bestandteil einer Touristenviehherde, die es von Seiten des Flughafens von A nach B und dann hinfort zu treiben gilt, das Ganze möglichst geräuschlos und ohne irgendwelche Reklamationen. Man stehe brav in unfassbar langen Schlangen, um sein Gepäck aufzugeben und komme zu diesem Zwecke möglichst so früh, daß der Schalter noch gar nicht besetzt ist. Oder noch besser: Man komme auf Anraten und Bitten der Fluggesellschaft schon zum Vorabend-Checkin, damit man nicht so lange warten muss. Das habe ich beim letzten Mal gemacht und rate dringend ab. Die Schlange war dergestalt, dass die Wartezeit ein Gefühl für die Unendlichkeit vermittelte und am Ende kostete der Spaß auch noch fünf Euro pro Passagier. Corona gab es zu dieser Zeit auch noch gratis dazu. Zwei Schalter waren besetzt, wobei an einem eine hoffnungsvolle Newcomerin angelernt wurde, zwei Menschen bewachten lustig miteinander plaudernd die Warteschlange – mich wunderte, dass sie keine Weidenruten hatten, um Ordnung in die missmutig verzweifelte Herde zu bringen – und ein Dritter konnte auch nicht helfen, denn es handelte sich um den Supervisor, der offensichtlich einfach gar nichts macht. Mit ohne Gepäck schlurft man sodann zur Sicherheitskontrolle, für die die Einstellungsvoraussetzung der Mitarbeiter ist, niemals ein Lächeln zu zeigen (Victoria Beckham hat da bestimmt in ihrer Jugend gejobbt), reiht sich wieder brav ein, hält seine rutschende Hose mit einer Hand fest, denn einen Gürtel hat man nach trüben Erfahrungen nicht angezogen. Überhaupt zeigt man ja vor lauter Verzweiflung inzwischen großes Engagement: Kein Schmuck, keine Flüssigkeiten, kein Schal, möglichst wenig Elektroklimbim und was das Schuhwerk angeht: Am besten Flipflops, auch im Winter. Ansonsten findet man sich fluchend auf einem Bänkchen kauernd wieder, um sich hektisch die Wanderschuhe von den Füßen zu zerren. Danach kauft man total überteuertes Wasser oder einen dünnen Kaffee, um sich im bummvollen Wartebereich die Zeit zu vertreiben. Der Flug geht natürlich verspätet. Thank you for flying with us. Bitte sehr, nicht gern geschehen. Beim nächsten Mal ärgere ich mich zur Abwechslung mal über die Bahn. Und beim übernächsten Mal gehe ich zu Fuß.

Nächsten Mittwoch mehr.

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