?> Die alte weisse Frau und die Vorratshaltung – Die alte weisse Frau
22. Mai 2024

Die alte weisse Frau und die Vorratshaltung

In einem ordentlich geführten Haushalt ist eine gewisse Vorratshaltung unerlässlich. Leider führen unterschiedliche Auffassungen darüber, was unter einer gewissen Vorratshaltung zu verstehen ist, immer wieder zu innerfamiliären Verwerfungen oder bei Besuchern zu gelindem Erstaunen. Da trifft man auf der Suche nach einem Gästehandtuch unversehens auf nicht weniger als acht Zahnpastatuben, wundert sich über am Badewannenrand säuberlich aufgereihte sehr sehr zahlreiche Shampooflaschen oder fragt sich, ob irgendein Haushaltsmitglied eine vage Vorstellung davon hat, was sich im überquellenden Kühlschrank in der hintersten Ecke befinden könnte. Manch einer kann ohne eine beruhigende Anzahl an Klopapierrollen nicht in den Schlaf finden, ein anderer stapelt für den Katastrophenfall Wasserkästen in der Garage. Wie viele Erasco Feuertöpfe oder Sonnen Bassermann Ravioli mehrere Umzüge mitgemacht haben, kann man nur schätzen, unzweifelsfrei sorgen sie jedenfalls bei erstaunlich vielen Menschen für das Gefühl, sein Leben trotz aller Widrigkeiten voll im Griff zu haben. Meine ganz persönliche Schwäche sind Putzlappen. Daran kann ich beim Einkaufen nur schlecht bis überhaupt nicht tatenlos vorbei gehen und deshalb besitze ich eine erkleckliche Anzahl diverser schockfarbener Mikrofasertücher, spezieller Tücher für das Badezimmer, die Fenster oder zum Spülen. Prunkstück meiner Sammlung ist ein Fenstertuch, auf dessen Verpackung das Bild einer glücklichen jungen Frau im Stile der Siebzigerjahre prangt, die mit eben jenem hingebungsvoll ihre Fenster poliert. Die Postleitzahl der Herstelleradresse ist dreistellig und gekostet hat das gute Stück satte zwei Mark achtzig. Das muss ich aber wirklich bald mal in Betrieb nehmen!

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