?> Die alte weisse Frau geht essen – Die alte weisse Frau
10. September 2024

Die alte weisse Frau geht essen

Natürlich jammern, wie alle anderen Berufsgruppen auch, die Gastronomen unentwegt vor sich hin. Und natürlich haben sie Recht: Gäste, die reservieren und dann nicht kommen, sind einfach unverschämt und werfen jegliche Kalkulation über den Haufen. Gäste, die die Speisekarte ignorieren und Gerichte ganz nach eigenem Gutdünken erfinden, gerne mit der Begründung, diese und jene Zutat sei für sie nicht tolerabel, sollten sich besser selbst in die Küche stellen, anstatt dem Koch den letzten Nerv zu töten und alle Abläufe durcheinander zu bringen. Gäste, die ihren Kindern vermitteln, ein Restaurant sei ein Spielplatz, sind nicht nur für den Betreiber eine Zumutung, sondern auch für die anderen Besucher, die in Ruhe essen wollen. Gerne wird auch zuweilen lautstark telefoniert oder unappetitlich der Hund gefüttert, manchmal rauben Parfümschwaden den Atem und so manches Alphamännchen bringt sein Selbstbewusstsein auf Vordermann, indem er die Kellnerin beschimpft. Sehr unerfreulich das alles. Auf der anderen Seite jedoch: unfreundliche Servicekräfte, die verbal, nonverbal und in jedem Falle unmissverständlich vermitteln, wie lästig ihnen der Gast gerade ist und welche Zumutung der Beruf als solcher. Bedienungen, die Frechheit mit Folklore verwechseln, ungefragt herumduzen und sich bei der Verteilung der Tische wichtig tun, die Existenz von Eichstrichen ignorieren und bei denen sich der amüsierwillige Gast wie eine zu melkende Kuh fühlt. Gastronomen, die für billigsten Conveniencefraß atemberaubende Preise aufrufen. Schlecht essen kann ich auch zu Hause, denkt sich dann der Gast und macht beim nächsten Mal genau das. Schade eigentlich.

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