Meiner Auffassung nach bin ich nicht besonders anspruchsvoll. Um Austern und Jakobsmuscheln gebe ich nichts, statt Champagner gibt es solidarischen Winzersekt von der Ahr und vorgeblich edle Bekleidung zu kaufen macht auch kein Vergnügen, wenn man sich vor Augen führt, welche armen Menschen den total überteuerten Kram unter unwürdigen Bedingungen zusammenklöppeln müssen. Und dann wirft man als Hersteller, von welcher bescheuerten Werbeagentur auch immer beraten, noch einem saturierten Fußballer und seiner Thusnelda Geld in den Rachen, damit sie für den Krempel Reklame machen, von den ganzen mit aufgeworfenen Lippen grenzdebil in die Kamera glotzenden Models ganz abgesehen. Da kaufe ich doch aus Prinzip nichts, oder aus „Prinzipp!“, wie der Rheinländer sagt, wenn er es ernst meint. Sehr, sehr anspruchsvoll bin ich hingegen, wenn es ums Parken geht. So eine Parklücke, die muss schon ganz hohen Anforderungen genügen, wenn sie Gnade vor meinen Augen finden soll. Insbesondere in Tiefgaragen oder Parkhäusern. Oder, wie mein kleiner Sohn einst fröhlich vom Rücksitz krähte: „Die Mama parkt immer ganz oben!“. Auf dem obersten Parkdeck nämlich, wo man beim Verlassen des Autos nicht mehr vor Regen geschützt ist, aber hey, das ist es mir wert. Hier, wo niemand parken möchte, kann ich schön geradeaus in eine Parklücke hineinfahren, keine Betonsäule weit und breit, die ja, wie jedermann weiß, beim Ausparken schon einmal unerwartet in den Weg zu springen pflegen. Rechts kein Nachbar, links kein Nachbar, kein Herumkurbeln, kein wildes Gepiepse irgendwelcher Warnmelder – herrlich. Und sollten Sie auf den Gedanken kommen, dass ich mit dieser Offenbarung sämtliche Vorurteile gegen schlecht einparken könnende Frauen befeuere: Mir doch wurscht!
Nächsten Mittwoch mehr.