Um sein Leben ohne riesigen Aufwand interessanter zu gestalten, empfiehlt es sich laut Aussage diverser, total qualifizierter Lifestylecoaches, kleine Abenteuer in den tristen Alltag einzubauen. Hab ich gemacht! Ich bin zur Anschaffung eines Deutschlandtickets geschritten und habe im Oktober neun Etappen des preisgekrönten Bergischen Wanderweges abgeschritten. Ich sage mal so: Das Abenteuer bestand nicht in der Absolvierung der Wanderstrecke. Das eigentliche Abenteuer sind die öffentlichen Verkehrsmittel. Da steht man schon am allerersten Tag ratlos zu nachtschlafener Zeit an der Haltestelle Frankfurter Straße, weil der Zug nicht bis Köln-Deutz fährt. Damit sind alle anderen Anschlüsse, die man mit der DB-App sorgfältig geplant hat, weg. Die Folgezüge sind verspätet, fahren von einem anderen Gleis, heute nur bis da und dort oder gar nicht. Grund dafür ist eine defekte Weiche, die Verspätung eines vorausfahrenden Zuges, plötzlicher Personalmangel, Vorrang eines anderen Zuges, unbefugte Personen im Gleis, Bauarbeiten auf der Strecke, kaputte Signalanlagen, wir bitten um Entschuldigung. Wie übrigens der plötzliche Personalmangel zu Stande kommt, wenn bis eine Minute vor Abfahrt der Zug als pünktlich angezeigt wird, ist mir ein Rätsel. Steigt der Lokführer plötzlich aus, weil er keine Lust mehr hat oder wie? Manchmal wird auch eine Verspätung angesagt und eine Minute später fährt der Zug ein. Hat er sich wie der Hogwarts Express aus dem Nichts unversehens materialisiert? Man weiß es nicht. Man weiß sowieso einfach gar nichts, und wenn man sich kundig machen möchte, sagt die App dieses, der scheppernde Lautsprecher jenes und die Leuchtanzeige auf dem Bahnsteig meint immer noch, der Zug käme pünktlich, obwohl er schon längst zu spät ist. Einmal habe ich vier Stunden für vierzig Kilometer gebraucht. Ich sage mal so: Für diese Leistung sind selbst 49 Euro zu viel. Andererseits: Corona gibt es gratis dazu und das ist ja auch schon was!