?> Die alte weiße Frau und das Schulfrei – Die alte weisse Frau
6. März 2024

Die alte weiße Frau und das Schulfrei

Neulich hatten die Schulkinder wieder einmal frei. Schon am Vortag wurde angekündigt, dass an einen Unterricht auf Grund der zu erwartenden katastrophalen Wetterverhältnisse nicht zu denken sei. Was genau nun dräute, weiß ich gar nicht, aber vielleicht wurde ja sogar mit Schnee gerechnet!? Mit Fug und Recht kann ich jedenfalls vermelden: Das hat es früher nicht gegeben. Während meiner neunjährigen Gymnasialzeit stand ich allmorgendlich um sieben an der Bushaltestelle, komme, was da wolle. Eis, Schnee, strömender Regen, dichter Nebel, Sturm, niemals wäre irgendjemand Offizielles auf die Idee gekommen, vorsichtshalber schulfrei zu geben, geschweige denn, meine Mutter hätte mich aus Angst um mein Wohlergehen daheim behalten. Zähneklappernd mussten wir, so die unumstößliche Regel, eine Dreiviertelstunde ausharren, und nur dann durften wir, wenn der Bus immer noch nicht gekommen war, wieder nach Hause schlurfen, um von unseren enttäuschten Eltern missmutig begrüßt zu werden. Die Kinder, die nicht auf den Bus angewiesen waren, mussten sowieso zur Schule und durften allenfalls, wenn mehr als die Hälfte der Klasse fehlte, früher nach Hause und zwar allein. Vom Winde verweht oder eingeschneit wurde dabei meines Wissens niemand, nur die freche Renate ist einmal im Wasser gelandet, weil sie das Schild „Eisfläche nicht betreten“ ignoriert hatte. Im Sommer gab es zuweilen hitzefrei, dann wechselten wir aus dem 27 Grad warmen Klassenzimmer in den 45 Grad heißen Bus. Ich weiß es nicht – war das jetzt nun Vernachlässigung, Kindesmisshandlung oder einfach nur das Leben?

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