?> Die alte weisse Frau und der Ausflug in die große Stadt – Die alte weisse Frau
13. August 2024

Die alte weisse Frau und der Ausflug in die große Stadt

Ich bin ja eine Landpomeranze durch und durch, deshalb gehört der Terminus: „Heute fahren wir in die Stadt!“ schon seit meiner frühesten Jugend zum Familienrepertoire. Mindestens zweimal im Jahr startete eine Einkaufsexpedition zum Erwerb neuer Sommer- respektive Wintergarderobe. Zu diesem Zwecke machte man sich fein, und wenn es nach Düsseldorf ging, besonders fein. Diese Einstellung gibt es nicht mehr, und damit meine ich nicht etwa die zuweilen bizarren Gewandungen der jungen Menschen, denn an denen sieht ja trotz allem vieles irgendwie noch gut aus. Aber die Menschen meiner Generation! Herr Jesus, was da durch Köln schlurft, grenzt an Körperverletzung. Mit niedergeschlagenen Augen huscht man über die Schildergasse, um das Elend nicht ansehen zu müssen, kann aber den mäßig gepflegten nackten Männerfüssen in Trekkingsandalen nicht entgehen. In diesem Zusammenhang breche ich übrigens eine Lanze für die vielgescholtenen Socken in Sandalen. Wandert der Blick höher, trifft er auf dreiviertellange Wanderhosen, damit man auch die geschmacklosen Wadentattoos nicht übersieht, zu enge karierte Kurzarmhemden, gerne mit üppigen Inschriften, unrasierte Wangen mit grauen Stoppeln – merke: Nicht jedem steht ein Dreitagebart – und zottelige Haare. Und die Begleiterinnen sind auch nicht besser. Wie viele Menschen ganz eindeutig zu dick sind, wird einem bei einem solchen Bummel erst so richtig klar. Und das keiner mehr gescheite Schuhe trägt, auch. Und das der Sommer nicht in jeder Hinsicht eine schöne Jahreszeit ist, ebenso. Eilig erledige ich meine Besorgungen und fliehe aufs Land. Nächstes Mal fahre ich nach Düsseldorf und mache mich vorher sehr, sehr fein.

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