Irgendwie habe ich zwischen Corona, Krieg und kalter Dusche meine Kauflust verloren. Nun möchte ich natürlich am Niedergang Deutschlands nicht schuld sein und mache mich, ziemlich gut gelaunt und kreditkartenbewaffnet auf den Weg in die große Stadt, um notfalls im Alleingang die Wirtschaft zu beleben, stoße aber auf allerlei Ungemach: Schlecht gelauntes Verkaufspersonal beispielsweise, was man im Falle des Kaufhofs auch mühelos nachvollziehen kann. Aber da gibt es eben zusätzlich die genervten Boutiqueverkäuferinnen, die nur äußerst unwillig ihre spannende Unterhaltung unterbrechen, um Auskunft zu geben. Die dargebotenen Waren machen den Eindruck, als würden sie die erste Wäsche nicht überstehen. Einige Kleiderläden kann ich aus ideologischen Gründen wie der Kooperation mit einem bekannten Fußballer und seiner Trulla erst gar nicht betreten, auch wenn diese ebenso treuherzig wie widerwärtig behaupten, „welche von uns zu sein“ . Überhaupt: Klamotten! Immer wieder tauchen aus den Tiefen des Kleiderschranks ja Teile auf, die nach abwartendem, oft jahrelangem Untertauchen plötzlich wieder modern sind. Modern genug für mich jedenfalls, die die allermeisten Trends aus Alters- und Figurgründen ungerührt an sich vorbeiziehen lässt. Die geschmackvollen Wohnaccessoires, die inzwischen fast überall angeboten werden, sind sehr hübsch, aber will ich wirklich noch mehr herumstehen haben? Sowieso ist der Haushalt komplett, mein weißes Geschirr wird, da bin ich mir sicher, früher oder später wieder topmodern werden, da kann ich sämtliche diesbezüglichen Trends außer Acht lassen. Bücher kann man immer kaufen, aber auch nachhaltig in der Bücherei ausleihen. Vom Schuhkauf habe ich auch die Nase voll, meine letzte Investition in sündteure Joggingschuhe erwies sich als äußerst unklug, weil: Meniskus. Aber wenn der repariert ist, gehts hoffentlich wenigstens diesbezüglich wieder los. Schmuck habe ich genug, Kosmetika retten mich auch nicht mehr, Bettwäsche, Handtücher – alles da. In mehrfacher Ausfertigung. Beim digitalen Krempel bin ich heilfroh, wenn ich mich nicht mühsam in Neues einarbeiten muss und gerade in diesem Bereich ist ja der Wertverlust ungeheuerlich und dann ist man noch nicht mal mit seinem Neuerwerb zu Hause. Aber wenigstens die Gastro könnte ich unterstützen. Jedoch: Für einen Kaffee werden Mondpreise aufgerufen, man sitzt beengt an einem schmierigen Tisch, der Kellner hat keine Lust und ist unfähig, sich zwei Bestellungen zu merken, das Essen offensichtlich Convenience und da frage ich mich doch: Warum soll ich mir das antun? Ich fürchte, jemand anderes muss Deutschland retten. Mir ist die Lust vergangen.