Wie zum Teufel kann man noch ein nettes, unverfängliches Gesprächsthema finden, über das man sich mit losen Bekanntschaften, sehr gemochten Freunden und zuweilen auch nahestehenden Menschen gut gelaunt unterhalten kann, ohne das die Lautstärke steigt, die Wogen der Empörung hochschlagen und die Stimmung anschließend im Keller ist? Spoiler: Ich habe keine Ahnung. Politik? Ganz gefährlich! Eine launige Bemerkung über Ricarda Lang und schon sitzt man kleinlaut in der frauenfeindlichen Schublade und traut sich nicht mehr raus. Kindererziehung einst und jetzt? Die einen fragen sich, wie die jungen Luschen unsere Rente zahlen sollen, die anderen, ob wir noch recht bei Troste sind und der Jugend unsere eigene missratene Work-Life-Balance aufdrücken wollen. Zumal diese ja zudem überhaupt keine Zukunft hat. Vielleicht aber überleben wir den Klimawandel ja doch, die Meinungen gehen auch hier weit auseinander. Krieg in der Ukraine und wie diesbezüglich zu verfahren ist, weitere Coronaimpfungen ja oder nein, mit ausufernder Debatte der auf dem Höhepunkt der Pandemie getroffenen Fehlentscheidungen, die Umwidmung von Haupteinfallstrassen in Radwege und deren Sinnhaftigkeit, E-Mobilität gekoppelt mit der Frage, wo der Strom herkommen soll, sind Windkraftanlagen schön, potthässlich oder nur funktional und wie denke ich darüber, wenn eine in meinen Garten soll, ergibt die hochgepriesene Wärmepumpe Sinn, sind rosa und blaue Bändchen an Säuglingsärmchen auf der Entbindungsstation noch zeitgemäß und wie stehe ich überhaupt zum Gendern? Über alles lässt sich trefflich zanken. Urlaub, das ging früher immer, aber jetzt muss man erstmal vorsichtig abklopfen, wie der Gesprächspartner zum Fliegen steht. Ach herrje! Demnächst können wir uns wahrscheinlich nur noch gemeinsam schweigend betrinken.