Sportliche Betätigung im Alter ist ja etwas Wundervolles. Gesund, gut für die Figur und den Geisteszustand, zweckdienlich als Sturzprophylaxe, der Einsamkeit vorbeugend durch soziale Kontakte und nicht zuletzt auch ein schönes unverfängliches Gesprächsthema. Dabei ist jedoch die Frage zu klären, welche Sportart man denn im Alter wohl betreiben kann, ohne seine Restwürde, mit der es ja oft ohnehin nicht so gut bestellt ist, vollständig zu verlieren. Radfahren zum Beispiel. Man krempelt einfach ein Hosenbein hoch, um etwaige Verschmutzungen der Hose zu vermeiden und radelt fröhlich ein wenig durch die Gegend. Wunderbar. Seine Würde verliert man allerdings, wenn man sich in ein wurstpellenartiges knallbuntes Profiradfahroutfit zwängt und mit einem sündteuren Rennrad auf Tour de France macht, gerne auch im Pulk mit Gleichgesinnten auf der Landstraße und nicht etwa auf dem Radweg wie die weniger professionell ausgestatteten Freizeitradler. Und danach geht es in den Biergarten, immer noch im gleichen lächerlichen Aufzug und dann werden die verbrauchten Kalorien mit total isotonischem Weißbier gleich wieder aufgefüllt. Oder Skifahren! Da hat so mancher Beobachter doch Angst, daß der sich immer noch sportliche wähnende Mittsechziger schon beim Anziehen der Skischuhe kollabiert. Und dann stolpert jener unbeholfen zum Skilift, macht vielleicht sogar auf der Piste noch eine einigermaßen gute Figur, um spätestens auf der Hütte wieder unangenehm aufzufallen. Da fließt der Jagertee in Strömen, für die quietschbunt, aber todschick gewandeten Damen gibt´s Prosecco und am Ende zahlt man getrennt, damit der genervte Kellner in der bummvollen Hütte so richtig was zu tun hat. Schwimmen! Schwimmen ist ganz und gar großartig, wenn auch als Gesprächsthema vielleicht nicht so ergiebig. Allerdings gibt man dabei seine Restwürde schon in der Umkleidekabine der schicken Sportboutique ab, wenn man versucht, einen Badeanzug zu erstehen. Yoga geht natürlich bis ins Grab, aber auch nur, wenn man rechtzeitig im Leben damit begonnen hat. Auf der Zielgeraden wird´s schwierig. Mit Nordic Walking macht man sich wegen der Stöcke in jedem Lebensalter zum Affen und Wandern hat leider Gottes nicht einen Hauch von Schick. Beim Joggen machen die Knie schlapp, Squash und Tennis wird von Bändern und Sehnen sowas von übel genommen und treiben auch den Puls in ungesunde Regionen. Und so nimmt es nicht wunder, dass die meisten älteren Sportler – glücklicherweise möchte man fast ausrufen – beim Golf landen. Einwandfrei bekleidet schreitet man in gemessenem Tempo den Court ab, gönnt sich im Golfbistro noch eine Kleinigkeit, während man sich gegenseitig seiner unfassbar guten Schläge versichert und geht zufrieden heim. Bleibt nur die Frage: Ist das Sport?
Nächsten Mittwoch mehr.