?> Die alte weisse Frau und die Bildungsmisere – Die alte weisse Frau
26. April 2023

Die alte weisse Frau und die Bildungsmisere

Neulich war ich zu einem Frauenfrühstück geladen und man plauderte über dies, das und natürlich die Kinder. Stolz erzählte eine Mutter, daß ihr Sohn „Innovations- und Zukunftsforschung“ studiere. Aha. Mein erster Gedanke war: „Was soll das sein?“. Gab es doch zu meiner Zeit – wir hatten ja nichts! – nur die klassischen Studiengänge wie Medizin, Jura, Pharmazie und von mir aus Zahnmedizin, dann alles, was auf Lehramt geht, Naturwissenschaften auf Diplom, Geisteswissenschaften auf Magister und für die sich der Leistungsgesellschaft verweigernden Schluffis Sinologie, Skandinavistik oder so etwas. Aber heute! Jesus! Audio Engineering, Game Design, Eventmanagement, Gender Studies, Getränketechnologie, Tiermanagement, Computervisualistik, Freizeitwissenschaft, Bewegungswissenschaft, Alltagskultur und Gesundheit. Alles Studiengänge! Jetzt verstehe ich auch, warum unsere armen Abiturienten nach erfolgreichem Examen erstmal mindestens ein halbes Jahr Pause brauchen! Darüber habe ich mich ja immer lustig gemacht, aber weit gefehlt! Zur Orientierung braucht es das! Alleine im Bereich Wirtschaft und Recht finden sich schließlich 331 verschiedene Studiengänge, darunter so interessante Sachen wie „Entrepreneurship“, „Brandmanagement“ und „Crossmedia“. Keine Ahnung, was die Absolventen machen, wenn sie fertig sind, aber das liegt natürlich an mir und meiner mangelnden Phantasie. Übrigens würde ich persönlich heutzutage auch jedem Abiturienten ans Herz legen, eher so etwas wie eine Klempnerlehre in Angriff zu nehmen, die ich inzwischen für intellektuell mindestens so herausfordernd halte wie den Studiengang „Körperpflege“, der die Absolventen, wie ich lese, zum Unterrichten von angehenden Friseuren in der Berufsschule befähigt. In Rahmen dieser Körperpflegeausbildung gibt es übrigens – falls ich Ihr Interesse geweckt habe – sicherlich überaus spannende Einblicke zum Thema Gendern, Feminismus, Othering und Heteronormativität. Nun gut. Gas, Wasser, Sch… jedenfalls geht immer. So ein Klempner, der wird wirklich gebraucht. Und wenn er dann vielleicht noch einen Master in Friedens- und Konfliktforschung hat, umso besser! Dann gibt es keinen Streit um die Rechnung!

Nächsten Mittwoch mehr.

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