Es widerstrebt mir zutiefst, in Angeberei zu verfallen, aber ich habe wahrhaftig ein Händchen für Gewächse aller Art. Auf meiner Terrasse grünt und blüht es, dass es eine wirkliche Pracht ist. Farblich abgestimmt wetteifern verschiedenste Blüten um Insektenbesuch, dazwischen sorgen Grünpflanzen mit origineller Blattstruktur für Ruhe und große, dichte Büsche in dekorativen opulenten Pflanzgefässen für den Sichtschutz. Zugegebenermaßen bin auch ich auf ein ganz klein wenig Kooperationsbereitschaft meiner Schützlinge angewiesen. Winterfest müssen sie sein, eingepackt wird bei mir gar nichts, soweit kommt‘s noch, wir haben schließlich Erderwärmung. Den Pflanzen muss vollkommen egal sein, wo sie stehen, ob in der prallen Sonne, im ewigen Schatten, im Wind oder auch gerne mal hier, mal da. Überflutungen müssen sie genauso gewachsen sein wie tage- oder gar wochenlanger Dürre. Irgendwelche speziellen Wünsche bezüglich Dünger können nicht erfüllt werden, zu irgendeinem beliebigen Zeitpunkt gibt es irgendeinen oder auch keinen. Zurück geschnitten wird beherzt und wenn ich gerade Zeit und Lust habe oder gar nicht. Kapriziöses Verhalten kann ich schon bei Menschen nicht ab, damit braucht so ein dahergelaufenes Gewächs erst gar nicht zu kommen, weshalb auch ein Umtopfen in regelmäßigen Abständen eher nicht vorgesehen ist. Kümmerlinge strafe ich mit Nichtbeachtung im hintersten Winkel der Terrasse, entweder besinnen sie sich dort auf ihre Aufgabe oder eben nicht. Das wirkliche Geheimnis meiner Pflanzenpracht ist aber natürlich ein anderes: Meine Vorteilskarte vom örtlichen Gartencenter und mitleidige Freunde, die unermüdlich neues Grün herbeischaffen.