?> Die alte weisse Frau und die Gartengestaltung – Die alte weisse Frau
15. Mai 2024

Die alte weisse Frau und die Gartengestaltung

Ich für mein Teil bin ja gottfroh, keinen eigenen Garten mehr zu haben. Sehr entspannt sitze ich, je nach Tageszeit mit einer Tasse Kaffee oder einem Glas Wein bewaffnet, auf meiner Terrasse und schaue hochzufrieden den emsigen Bemühungen meiner Nachbarn in unserem Neubaugebiet zu, wie sie ihre Gärten gestalten. In so einen zeitgemäßen Garten muss nämlich allerhand hinein. Eine Terrasse selbstverständlich, dazu aber auch ein hausferner zweiter Sitzplatz, auch wenn die Ferne in einem handtuchgroßen Reihenhausgarten nicht so wahnsinnig fern ist. Dort wird, gerne vom Hausherrn selbst, ein pittoreskes Rondell gemauert, in dessen Mitte eine dekorative Feuerschale positioniert wird, um die man an lauen Sommerabenden zu sitzen und sinnierend in die Flammen zu schauen gedenkt. Schade, dass das liebevoll gebastelte Mäuerchen trotz geschmackvoller Sitzpolster äußerst unbequem ist. Wenn Rücken und Po schmerzen, fällt das Sinnieren schwer und darum später auch meistens aus. Unabdingbar in einem Garten ist heutzutage offensichtlich eine Outdoorküche, je größer, je besser, ergänzt durch einen Edelstahlgrill von imponierendem Ausmaß, dieser hinwiederum gerne ergänzt durch einen Smoker, über den sich auch die Nachbarn sehr freuen. Später werden dann meist Würstchen vom Discounter serviert. Ohne einen eigenen Kräutergarten sind kulinarische Höchstleistungen wie diese nicht zu erbringen und für die Nachhaltigkeit muss ein Hochbeet her. Für Familien gilt: Ohne ein Trampolin geht es gar nicht, im Sommer ergänzt durch ein möglichst großes Planschbecken. Schaukel, Rutsche und Sandkasten müssen auch noch irgendwo hin. Und ein Vogelhäuschen, ein Komposter, auch für die Nachhaltigkeit, ein Insektenhotel, ein üppiges Blumenbeet, damit auch Insekten anreisen, um das Hotel zu beziehen, eine Hecke als Sichtschutz, eine weitläufige Rasenfläche, auf der im Idealfall ein Rasenroboter vor sich hin surrt, einige Obstbäume und Beerensträucher, am liebsten noch ein paar Hühner und ein Baumhaus, zudem als neuester Schwachsinn, ein komplett sinnfreies, aber womöglich dekoratives Holzpferd. Uff. Manchmal ist weniger mehr, denke ich so vor mich hin und stopfe mit leichter Hand ein paar Hornveilchen in einen Topf. Fertig.

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