Das es in diesem unserem Lande so dermaßen bergab geht, liegt natürlich auch daran, daß wir zu einem Volk der Jammerlappen verkommen sind. Kennen Sie beispielsweise irgendeine Berufsgruppe, die nicht für sich proklamiert, wahlweise am Limit oder am Anschlag zu arbeiten, die nicht schon seit langem vollkommen überlastet und deshalb am Ende ihrer Kräfte ist? Ich nicht. Und wenn sich denn doch wider Erwarten eine solche finden sollte, dann ist sie bestimmt eines: Zu wenig wertgeschätzt! Heute muß nämlich ein jeder wertgeschätzt werden! Kein Wunder eigentlich. Eine Gesellschaft, die ein mittelmäßiges Abitur mit mehreren Tagen andauernden Festlichkeiten feiert und seine Schüler dann ob der erbrachten unfassbaren Leistung erst einmal ein Jahr auf Weltreise schickt, die darf sich nicht wundern, daß ihre Protagonisten alle Nase lang für Selbstverständlichkeiten gelobt und gewertschätzt werden wollen. Hallo! Wenn man erwachsen ist, dann kommt die Mutti nicht mehr und lobt, weil man selbstständig auf´s Töpfchen gegangen ist! Hart, aber wahr. Neulich beklagte eine Lokführerin der Kölner Verkehrsbetriebe die mangelnde Wertschätzung. Soll ich jetzt beim Aussteigen am Führerhäuschen vorbei gehen und mich wortreich dafür bedanken, das sie von Sülz nach Nippes gefunden und dabei keinen einzigen Halt ausgelassen hat? Oder ein Glitzersternchen zum Aufkleben spenden? Oder ein Fleißkärtchen? Oder einfach ein von Herzen kommendes „Danke, Frau Schmitz!“ hineinrufen? Wenn ich Pech habe, dann fragt mich Frau Schmitz sodann, woher ich denn wisse, daß sie als Frau gelesen werden wolle und beklagt meine mangelnde Wertschätzung für sie/ihn/es als Mensch. Und schon darf weiter gejammert werden. Nächsten Mittwoch mehr.