?> Die alte weisse Frau und die Kühe – Die alte weisse Frau
13. Mai 2025

Die alte weisse Frau und die Kühe

Als ich Kind war, hatte ich eine Freundin namens Uta, deren Familie einen Bauernhof bewirtschaftete. Im Sommer wurden die Kühe morgens nach dem Melken auf die Weide getrieben und am Abend zurück. Kindlicher Eifer war dabei – Arbeitskräftemangel auch damals schon – gerne gesehen und so fuchtelten wir mit Stöckchen herum, um den Tieren beim Weg über die zu überquerende Straße auf Trab zu bringen. Schweine gab es auch, denen wir Kartoffelschalen und andere Gemüse- und Essensreste in den streng riechenden Koben kippten. Die Oma saß im damals gängigen Outfit – schwarzes Kleid, geblümte Kittelschürze, Kopftuch – auf dem Hof, entfädelte und schnippelte Bohnen, entkernte Sauerkirschen, dass der Saft nur so durch die Gegend spritzte oder schälte Kartoffeln. Übrigens trugen auch alle anderen emsigen Frauen zu jener Zeit Kittelschürzen, ein Kleidungsstück, unter dem sich die Jüngeren wahrscheinlich gar nichts mehr vorstellen können. In der Scheune stapelte sich das Stroh und wir sprangen aus großer Höhe herunter, bis der Magen sich hob oder bauten Labyrinthe aus Strohballen. Es gab noch Milchkannen, die klapperten, einen glücklicherweise sehr alten Hofhund und Hühner. Kurzum: Bullerbü lässt grüßen. Nun weilte ich vor kurzem mit meinen Enkeln auf einem Bauernhof und was soll ich sagen: Der strenge Geruch, die Geräuschkulisse, das picksige Stroh – alles erweckte zwar keine neuen Erinnerungen, aber eine Vertrautheit, die mich bass erstaunte. Und dann habe ich zu meinem großen Erstaunen sogar gemolken. Verrückt.

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