Manchmal ist es wirklich schade, dass traditionelle Fertigkeiten und kulturelle Errungenschaften verschwinden. Die Rede ist vom Bügeln und vom Schuheputzen. Völlig aus der Mode! Dabei ist eines klar: Das bügelfreie Herrenoberhemd hat es nie gegeben und wird es nie geben. Auf die große Lüge beim Herrenausstatter: „Nur nass auf einen Bügel hängen!“ folgt die kleine daheim: „Das zieht sich am Körper glatt!“. Zudem ist mir unverständlich, wie man überhaupt freiwillig auf die meditative, beruhigende, dem freien Gedankenspiel Raum lassende Tätigkeit des Bügelns verzichten kann. Da kommt doch kein Achtsamkeitsseminar mit! Und am Ende kann man noch dazu ein wundervolles, zutiefst befriedigendes, wenn auch kurzlebiges Ergebnis vorweisen, nicht nur ein platt gesessenes Meditationskissen der Marke Glückssitz. Und ist die Kurzlebigkeit einer faltenfreien blütenweißen Damenbluse nicht auch schon wieder eine Metapher für irgendwas? Oder Schuheputzen! Mein Vater pflegte sich des Sonntags zwischen Frühstück und Frühschoppen in aller Seelenruhe und mit großer Hingabe seinem Schuhwerk zu widmen, dem er mit allerlei Bürsten, Lappen und Cremes so lange zu Leibe rückte, bis alles blitzte, schimmerte und glänzte. Danach schmeckt so ein Herrengedeck doch nochmal so gut, wenn man sich, ob der erbrachten Leistung hoch zufrieden, gemütlich am Stammtisch niederlässt. Übrigens, man putzt auch die Innenseite der Absätze. Nur zur Info.
Nächsten Mittwoch mehr.