Ich frage mich wirklich, wo eigentlich die gute alte Tradition des sonntäglichen Frühschoppens abgeblieben ist. Während die Franzosen, Spanier und Italiener ja ihre nationale Version durchaus pflegen, auch gerne unter der Woche. Da wird am hellerlichten Vormittag im Stehen ein Gläschen Wein genossen, kurz und intensiv auf die Politik geschimpft, die Fußballergebnisse werden besprochen und anschließend geht ein jeder hochzufrieden wieder seiner Wege. Hierzulande beschränkte sich ein solches Tun sowieso schon nur auf den Sonntag, denn am Samstag sind ja vom bienenfleißigen Deutschen noch vielerlei Verrichtungen in Haus und Hof abzuarbeiten. Aber am Sonntagmorgen gönnte man sich doch ein Bierchen, wusste am Stammtisch alles besser und traf immer jemanden, mit dem man plaudern konnte. Alles vorbei. Woran liegt es? Am entfallenden sonntäglichen Kirchgang? Fehlenden Dorfkneipen? Ist er ersetzt worden durch das Fitnessstudio? Oder schläft man lieber länger? Verbringt man seine Zeit lieber mit virtuellen Bekannten? Kann man mit sich mit diesen besser streiten und unflätige Beleidigungen austauschen, die man im öffentlichen Raum der Dorfkneipe so denn doch nicht geäußert hätte? Schade, denn eines ist klar: Wenn es auch am Tresen zuweilen hoch herging, am Ende waren doch alle spätestens nach einem abschließenden Schnäpschen wieder beste Freunde und gingen heim zu Sonntagsbraten – auch nicht mehr in Mode – Mischgemüse und Kartoffeln, um den Rest des Tages gemütlich zu verdämmern, bis es Kaffee und Kuchen gab. Erinnert sich eigentlich außer mir noch jemand an Biskuitboden mit Dosenpfirsichen?