?> Die alte weiße Frau und die Urlaubsfotos – Die alte weisse Frau
5. Juni 2024

Die alte weiße Frau und die Urlaubsfotos

Mit Hilfe der WhatsApp Aktivitäten von Freunden und Verwandten befinde ich mich gerade auf Sizilien, in Südengland und in Japan. Zahlreiche Bilder fluten den Status und ich persönlich finde das ganz großartig. Vergessen die Zeiten, in denen man mit zwei 36 Bilder Filmen in die Ferien startete, auf deren Entwicklung man nach der Heimkehr noch tagelang warten musste, um sodann zuweilen sein enttäuschendes blaues Wunder zu erleben, wenn die Bilder einfach nichts geworden waren. Manchmal aber auch konnte man den Urlaub in Ruhe noch einmal Revue passieren lassen und sich an gelungenen Momentaufnahmen sehr erfreuen. Heute ist das ganz anders. Es wird viel und zuweilen auch zu viel fotografiert, ja, mancher reist offensichtlich nur der Bilder wegen und schaut gar nicht mehr hin. Oder besucht kein Land, sondern nur noch speziell hergerichtete Insta Points wie den Bali Swing, um sich dort in einem geliehenen stinkigen Blumenkleid auf einer Schaukel ablichten zu lassen. Was es diesbezüglich alles gibt! Man sollte es nicht für möglich halten! Und alle in der gleichen dämlichen Pose, gerne mit entrücktem Blick in irgendeine Ferne glotzend, ein Gesichtsausdruck dümmlicher als der andere. Wer aber nun, was ich in weiten Teilen ein gelungenes Unterfangen finde, mit seinen Schnappschüssen arme daheim gebliebene Menschen glücklich oder neidisch machen will, sollte sich doch bitte ein wenig Mühe geben. So ein halbes Auto im Vordergrund! Das kann man doch gefälligst abschneiden. Was soll ich mit Bilder von mir unbekannten Menschen, denen der wenig begnadete Fotograf auch noch sämtliche Füße abgeschnitten hat? Auch, was Vetter Hans-Peter für ein gelungenes Urlaubsoutfit hält, will ich so genau nicht wissen. Eine pittoreske Gasse, durch die sich gerade ein Strom vergnügter Bustouristen ergießt, ist einfach nicht pittoresk. Und vor allem will ich wissen, wo sich die malerische Landschaft befindet, die ich gerade bewundere. Wenigstens das Land!

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