?> Die alte weisse Frau verreist vorbildlich – Die alte weisse Frau
23. September 2025

Die alte weisse Frau verreist vorbildlich

Zu den letzten großen Abenteuern, die man in unserer bundesdeutschen Vollkaskowelt erleben kann, zählt das Reisen mit der Bundesbahn. Weil es aber ja viel zu langweilig ist, sich nur mit umgekehrter Wagenreihung, Verspätungen, unvorhersehbaren, sehr plötzlichen Gleiswechseln, geänderten Streckenführungen und allen anderen alltäglichen Herausforderungen herumzuschlagen, setzt der mutige Reisende noch eins drauf und nimmt ein Fahrrad mit. Weil auch das zu einfach scheint, wählt er sein tonnenschweres Ebike, auch, weil er am Urlaubsort ungeheuerliche Strecken unter Mitnahme seines Gepäcks zu bewältigen plant. Den Fahrradstellplatz muss man vorbuchen, was naturgemäß bedingt, dass man eben jenen Zug, in dem sich der vorgesehene Stellplatz befindet, auch erwischt. Somit ist jede Verspätung noch viel aufregender als ohnehin schon. Wenn man nämlich besagten Zug verpasst, kann man zwar theoretisch den nächsten ICE oder welchen Zug auch immer nehmen, praktisch aber strandet man unter Umständen mit seinem Rad an irgendeinem Bahnhof, denn im nächsten Zug sind leider alle Fahrradplätze ausgebucht. Ist diese Hürde, zuweilen mit einem Sprint zum Gleis, genommen, folgt die nächste. Im schwankenden Zug manövriert man auf engstem Raum mit seinem Rad, Packtaschen und vielleicht noch einem Rucksack herum, steht gestressten anderen Reisenden maximal im Weg, die nicht zögern, ihren Unmut zu äußern und stellt fest, dass der gebuchte Fahrradplatz in einer Hängevorrichtung besteht, in die man alleine nie und nimmer das Rad eingehängt bekommt. Glücklicherweise sind die Menschen ja viel netter als allgemein angenommen und immer findet sich ein tatkräftiger Mann, der mit anpackt. Die uneigennützige Hilfe eines solchen braucht man auch, wenn man ratlos vor einem leider, leider defekten Aufzug steht. Aber kann das die Lösung sein? Da macht die Bahn es sich doch etwas sehr einfach. Und so bleibt festzuhalten: Das Anstrengendste an einer mehrtägigen Radtour mit eigenhändigem Gepäcktransport und langen Etappen mit ordentlich Höhenmetern ist die Anreise mit der Bahn.

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