Ich versteh das total, wenn man es nicht versteht! Ich verstehe ja auch nicht, wie man das, was man in Mainz veranstaltet mit dem, was sich in Köln, Düsseldorf und Umgebung abspielt, in einen Hut werfen kann. Wie also soll jemand von jottwede (g(j)anz weit draußen) nachvollziehen können, was sich im Rheinland während des Karnevals auf der Straße, in den Sitzungssälen, den Kneipen und vor allem in den Herzen derjenigen ereignet, die schon einmal mit dabei waren? Womöglich von klein auf? Beginnend mit der Karnevalsfeier im Kindergarten, früher gerne als Prinzessin und Indianer – heute beides nicht mehr möglich, aus Gründen -, anschließend auf der Kindersitzung mit ununterbrochen knallenden Pistolen – heute wahrscheinlich auch nicht mehr opportun-, danach mit dem Ausweis des älteren Bruders oder Mitschülers im Festzelt, dessen Besuch leider erst ab sechzehn gestattet ist, aber glücklicherweise sieht man sich verteufelt ähnlich. Sodann feiert man in der Kneipe, auf Herren-, Mädchen-, Kostüm- und Prunksitzungen, besucht vielleicht den einen oder anderen Ball, geht zum „Zoch“ und lässt sich dort eine Tafel Schokolade an den Kopf knallen oder freut sich über ein „Strüssjen“, stellt fest, dass man tatsächlich unfassbare Mengen von Liedtexten irgendwo im Gehirn gespeichert hat, die sich beim ersten Ton einer dicken Trumm mühelos abrufen lassen und grübelt alljährlich ebenso intensiv wie erfolgreich bereits im Juli darüber nach, was die lustige Frauengruppe, mit der man die dörfliche Damensitzung zu besuchen pflegt, denn anziehen könnte. In diesem Jahr geht eine als Fisch, die anderen werden Nordseefischer in original blauen Fischerhemden. Oder ist das schon kulturelle Aneignung?