?> Die alte weisse Frau und die Getränkeauswahl – Die alte weisse Frau
22. November 2023

Die alte weisse Frau und die Getränkeauswahl

Im Verlaufe des Lebens begegnet man ja nicht nur der einen oder anderen merkwürdigen Person, sondern auch Getränken, von denen man sich in der Rückschau fragt, wie zum Teufel man sich dazu durchringen konnte, sie sich klaren Verstandes in den Hals zu kippen. Wahrscheinlich nahm das Elend schon im Kindesalter mit dem Auftritt des unsäglichen „Tritop“ seinen Lauf: Eines unfassbar süßen Sirups, den man mit Leitungswasser zu einem angeblich sehr leckeren Getränk zu verdünnen hatte. Es gab verschiedene, gleich schreckliche Geschmacksrichtungen, von denen es in der Pubertät zum „Persico“ gar nicht mal so weit war. „Kultiger Sauerkirschlikör“ sagt die Werbung, vom Geschmack redet man besser nicht. Apfelkorn war auch einmal sehr angesagt, warum auch immer. Wahrscheinlich spielte das Preis-Leistungsverhältnis eine tragende Rolle. Das klassische Sonntagsfrühschoppengetränk unserer Familie war lange Jahre Wodka-Bitter Lemon, woran ich mich ein für alle Mal sozusagen übertrunken habe. Zuweilen wurde die Gewohnheit auch durchbrochen, von kurzen Asti Spumante Phasen, auch so einer süßen Plörre. Dagegen war der rote Krimsekt schon ein Fortschritt. Dramatische Folgen hatte der Umstieg auf Gin Fizz, die am Frühschoppen teilgenommen habende Nachbarin kippte nach dem zweiten Glas nicht das Kartoffelwasser in den Ausguss, sondern die sonntägliche Suppe. In der Kneipe nahm man gerne Alt-Schuss, geschossen wurde mit Malzbier. Lumumba ist mir noch erinnerlich – Kakao mit Rum. Überhaupt Rum! Es gab da eine Phase mit selbst angesetztem Rumtopf, in dem sämtliche Früchte des Sommers einen sinnlosen alkoholischen Tod starben, bevor sie als ultimative Leckerei auf Vanilleeis geworfen wurden. Ist das alles furchtbar! Prost.

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