Zuweilen möchte der Mensch ein wenig Spannung in seinen tristen Alltag bringen. Sehr oft stürzt er sich zu diesem Zwecke in ein vielversprechendes, jedoch meistens gar nicht mal so besonders individuelles Projekt, denn man lässt sich bei der Auswahl ja doch häufig von Freunden, Social Media oder Frauenzeitschriften inspirieren. Und so erwirbt man als erstes ein umfangreiches Equipment, welches die Motivation in schwindelerregende Höhen katapultiert. Dann wird losgelegt: Man schleift ab und pinselt an, matscht mit Ton herum oder drischt auf Steine ein, um sie in eine künstlerisch wertvolle Form zu bringen, man kalligraphiert oder aquarelliert kontemplativ vor sich hin, fuchtelt mit Strick- oder Häkelnadeln umher, spricht ermunternd mit den Pflanzen im funkelnagelneuen Hochbeet oder mit seinem sensiblen Sauerteig, geht zum Krafttraining oder zum Yoga, legt ungeheuerliche Strecken mit dem Rennrad zurück, backt Motivtorten für jedweden Anlass, legt sauer ein, was nur geht, produziert originelle Eissorten, bis die Tiefkühltruhe aus allen Nähten platzt und ist vollkommen mit sich, der Welt und dem Leben im Reinen. Bis man der Sache überdrüssig wird. Zwar gibt es einige, die tatsächlich ihre Passion gefunden haben und mit ihrem Sauerteigbrot glücklich werden bis ans Ende ihrer Tage. Andere werfen nach Monaten schließlich seufzend ihre ranzigen Sonnenblumenkerne und den muffig riechenden Dinkelschrot in die Mülltonne und gehen erneut auf die Suche. Wie wäre es mit Marmeladekochen? Oder dem Ankauf einer Nähmaschine?