Ich habe nicht allzu viele Begabungen, aber eine macht mir jeden Tag oder besser jede Nacht große Freude: Ich kann ganz toll schlafen! Und wenn man sich im Bekanntenkreis so unterhält, ist dies mit zunehmendem Alter eine eher außergewöhnliche Begabung. Da gibt es Menschen, die früher auf einer Isomatte prächtig schliefen, aber nun auf Reisen stets ihr eigenes Kopfkissen mit sich zu führen pflegen, weil sie sonst den Weg in Morpheus Arme nicht finden können. Andere hadern mit ihrer Matratze und wechseln auf der Suche nach einem idealen Unterbau ständig zwischen erfolgversprechenden Modellen. Einige bringen die Nacht mit Lesen zu, andere wälzen sich hin und her, weil ihr Bettnachbar geräuschvoll liest. Überhaupt Bettnachbarn: Wer mit einem schnarchenden Bettgefährten geschlagen ist, hat ganz und gar verloren. Hätte man das vor dem Altar gewusst, hätte man doch niemals lebenslange Einigkeit versprochen! Da trifft es sich gut, wenn die Kinder endlich ausziehen und ein Bett frei wird, in das entweder der Schnarcher verbannt wird oder in das sich der leidende Nichtschläfer erleichtert zurück ziehen kann. Auf Reisen behilft man sich mit maßgefertigten Ohrstöpseln, die leider aber oft nicht das halten, was versprochen wurde. Der eine wandert nachts von Fenster zu Fenster und starrt in die Dunkelheit, der andere wälzt sich hin und her und löst dabei natürlich trotz heftigen Grübelns weder seine realen noch seine eingebildeten Probleme, die ja oft nach Mitternacht auch noch ungeheure Dimensionen annehmen können. Alkohol hilft vordergründig prima in den Schlaf, aber oft wacht man nach kurzer Zeit mit hämmerndem Herzen wieder auf und kommt dann erst recht nicht zur Ruhe. Es ist dies übrigens das „Holiday Heart Syndrom“. Und meine einzige Schlafstörung.